Ist der Rote Stöckelschuh an der Tür, bedeutet das: Hier wird freundlich mit Sexarbeiter*innen umgegangen. Hier muss niemand Angst vor Ablehnung wegen des Berufs haben. Hier kann sich ohne Gefahr als Sexarbeiter*in geoutet werden. Auf unserer Landkarte befinden sich Beratungsstellen, Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen, Gesundheitsdienste und weitere Adressen, an denen es wichtig und hilfreich ist, offen über die Tätigkeit in der Sexarbeit sprechen zu können.
Aus Angst vor Ablehnung und Diskriminierung sprechen einige Sexarbeiter*innen oft nicht mal in ihrem engsten sozialen Umfeld – zum Beispiel mit Freund*innen oder Familienangehörigen – offen über ihre Tätigkeit. Wenn Sexarbeiter*innen beispielsweise Ärzt*innen aufsuchen, ist es für sie schwierig abzuschätzen, wie diese bei einem Outing auf ihre Tätigkeit reagieren. Treffen sie auf abschätzige Blicke? Werden unangemessene Fragen gestellt? Werden sie als Patient*innen ernst genommen? Erhalten sie die Informationen, die sie sich wünschen und die wichtig für sie sind?
Offen sprechen zu können und dabei einen wertschätzenden Umgang und Beratung zu erfahren, sind wichtige Voraussetzungen für eine gute Beratung und/oder Behandlung – das gilt auch und besonders für die hoch stigmatisierte Berufsgruppe der Sexarbeiter*innen. Nur wenn vertrauensvoll und offen gesprochen werden kann, können gesundheitliche und soziale Bedarfe, Risiken und Ressourcen aus fachlicher Perspektive differenziert abgeschätzt und ihnen begegnet werden. So können die Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiter*innen verbessert und ihre soziale, physische und psychische Gesundheit gefördert werden.
Ziel des Projekts Roter Stöckelschuh ist es, Barrieren in der Versorgungslandschaft für Sexarbeiter*innen abzubauen. Der Rote Stöckelschuh steht für Vertrauen, Respekt und Akzeptanz und soll die berufliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Sexarbeiter*innen fördern. Das Projekt und dessen Mitwirkende eint eine differenzierte, nicht-wertende Sicht auf Sexarbeit und Sexarbeiter*innen. Wir lehnen die Kriminalisierung von Sexarbeit ab und stehen mit unserer Arbeit für einen Ansatz der Harm Reduction sowie einer Stärkung der Rechte und Ressourcen von Sexarbeiter*innen als Präventionsansatz. Wir vertreten folgende Überzeugungen:
- Sexarbeit ist Arbeit. Sexarbeiter*innen sollen als Erwerbstätige bzw. Selbstständige anerkannt werden.
- Sexarbeit ist divers. Die unterschiedlichsten Menschen gehen aus unterschiedlichen Gründen der Sexarbeit nach, unabhängig von Alter, sozialer Klasse, Herkunft, geschlechtlicher Identität oder sexueller Orientierung, Körper, Glauben, politischer Überzeugung, Bildungs- oder Familienstand.
- Darüber, ob und wie Sexarbeit stattfindet, entscheiden Sexarbeiter*innen nur selbst. Kein anderer Mensch hat ein Recht auf einen Eingriff in diese körperliche und sexuelle Selbstbestimmung.
- Sexarbeiter*innen verdienen Respekt, Wertschätzung und Professionalität, wenn sie Dienstleistungen Dritter in Anspruch nehmen.
- Sexarbeiter*innen verdienen einen Umgang, der frei ist von Gewalt, Verachtung, Abwertung und Vorurteilen.
- Sexarbeiter*innen dürfen einen besonders sensiblen und transparenten Umgang mit ihren persönlichen Daten erwarten.
- Sexarbeiter*innen wollen nicht auf ihre Arbeit reduziert werden. Sie haben vielfältige und unterschiedlichst begründete Anliegen und Probleme, wie andere Menschen auch.
Adressen, die in der Datenbank des Roten Stöckelschuhs gelistet werden, wurden entweder direkt von Sexarbeiter*innen empfohlen oder erkennen diese Punkte an und unterstützen sie.
Ein Sticker mit einem roten Stöckelschuh als deutliches Symbol für einen freundlichen und akzeptierenden Umgang mit Sexarbeiter*innen in gynäkologischen Praxen. 2017 brachte die Gynäkologin Dr. med. Dorothee Kimmich-Laux († 2022), die in der Hamburger Beratungsstelle Ragazza für drogenkonsumierenden Sexarbeiterinnen gynäkologische Sprechstunden anbot, diese Idee mit zur
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG). Beim dortigen Podium zum Thema „Sexarbeiter*innen in der Gynäkologie“ vertrat Lena Morgenroth vom Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) die Sexarbeiter*innen als Patient*innen.
Als ab 2017 der Rote Stöckelschuh in Hamburg und an anderen Standorten in den ersten gynäkologischen Praxen Einzug fand, war das Ziel des Projekts die Steigerung des Vertrauens von Sexarbeiter*innen in entsprechende Institutionen: Ihnen sollte damit vermittelt werden, dass sie an einem sicheren Ort sind, an dem sie ihre individuellen Fragen und Probleme im Bezug auf ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit besprechen können.
Für den Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen stellte sich dabei heraus, dass für eine nachhaltige Nutzung des Roten Stöckelschuhs unter Sexarbeiter*innen ein leicht zugängliches Informationsportal notwendig ist, durch das Sexarbeiter*innen erfahren können, an welchen Adressen der Rote Stöckelschuh in Verwendung ist.
Weiterhin war schnell klar, dass die Anliegen von Sexarbeiter*innen sich nicht auf ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit reduzieren lassen. Deswegen setzt sich das Projekt dafür ein, auch Angehörige aus anderen Fachgebieten des Gesundheits- und Sozialwesens für den Roten Stöckelschuh zu gewinnen wie z.B. aus der Allgemeinmedizin, der Psychotherapie, Beratungsstellen u.v.m.
Ergebnis ist diese Datenbank mit Kartenfunktion. Hier können zum einen Sexarbeiter*innen
Adressen empfehlen, an denen sie gute Erfahrungen mit einem Outing gemacht haben. Zum anderen können sich für Sexarbeiter*innen und ihre Anliegen aufgeschlossene Einrichtungen, die das
Leitbild des Roten Stöckelschuhs anerkennen, mit
in die Datenbank aufnehmen lassen.
Für die Zukunft möchte der Rote Stöckelschuh sich nicht nur auf die gesundheitlichen und sozialen Anliegen von Sexarbeiter*innen beschränken, sondern auch weitere Dienstleistungen Dritter in den Blick nehmen, die Sexarbeiter*innen im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit in Anspruch nehmen. Dazu gehören u.a. Steuerberatung und Rechtsanwält*innen.
Informationsmaterial
Praxisleitfaden zum diskriminierungssensiblen, informierten und bedürfnisorientierten Umgang mit Sexarbeiter*innen für Personen des Gesundheitswesens:
Mit Links und Ressourcen zu fachspezifischen Informationen und Weiterbildungen sowie Adressen zur Kooperation und Weitervermittlung zur praktischen Anwendung und Umsetzung in ihrer Praxis und zur Weiterentwicklung ihrer Organisation.
Haben Sie Feedback zum Praxisleitfaden? Fehlt Ihnen etwas oder funktioniert ein Link nicht mehr?
Sagen Sie uns gerne Bescheid!
Gerne senden wir Ihnen Informationsmaterial zu. Bitte wenden sie sich diesbezüglich an
roterstoeckelschuh@besd-ev.de
Flyer Roter Stöckelschuh (Deutsch, Englisch, Spanisch, Rumänisch)
Poster Roter Stöckelschuh
Logo Roter Stöckelschuh:
Zum Einfügen auf die eigene Webseite kann z.B. folgender Code verwendet werden:
<a href="https://roterstoeckelschuh.de" target="_blank">
<img src="https://roterstoeckelschuh.de/Logo-roterstoeckelschuh.svg" style="width:80px; margin-left:5px; margin-right:5px;" alt="Logo: Roter Stöckelschuh" title="Roter Stöckelschuh">
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Logo Roter Stöckelschuh (Deutsch, Englisch, Spanisch, Rumänisch):
Zum Einfügen auf die eigene Webseite kann z.B. folgender Code verwendet werden:
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